Jede*r Künstler*in produziert Bilder, die nicht den eigenen Ansprüchen genügen. Frau kann diese Arbeiten wegschmeißen oder versuchen, aus dem Unzulänglichen und der Energie der Arbeit, die schon in dem Geschaffenen steckt, noch etwas Gutes zu machen. Dazu ist ein transformatorischer Prozess nötig.
Zur Transformation gehört die Zerstörung des Alten, um etwas Neues zu schaffen.
So entstanden 2010 meine ersten Collagen. Aus verkorksten Bildern. Aus übermalten Fotos. Aus Abfall. Und aus Ansichtskarten, von denen ich einen ganzen Karton voll geschenkt bekam.
Ich schnitt alles in Streifen, fand neue Kombinationen und konnte so den Perspektivwechsel in meinen Arbeiten als Thema etablieren.
Perspektivwechsel ist ein wesentliches Werkzeug zum besseren Verstehen unserer Welt.
Dies lehrte schon der Buddha in seinem Gleichnis Die blinden Männer und der Elefant. Hierin untersucht eine Gruppe von Blinden einen Elefanten, um zu begreifen, worum es sich bei diesem Tier handelt. Jeder untersucht einen anderen Körperteil (aber jeder nur einen Teil), wie zum Beispiel die Flanke oder einen Stoßzahn. Dann vergleichen sie ihre Erfahrungen untereinander und stellen fest, dass jede individuelle Erfahrung zu ihrer eigenen, vollständig unterschiedlichen Schlussfolgerung führt.
Die Geschichte soll aufzeigen, dass die Realität sehr unterschiedlich verstanden werden kann, je nachdem, welche Perspektive man hat oder wählt. Dies legt nahe, dass eine scheinbar absolute Wahrheit durch tatsächliche Erkenntnis von nur unvollständigen Wahrheiten auch nur „relativ wahr“, d.h. individuell und subjektiv, verstanden werden kann.
Ist der Betrachter in der Lage zumindest zwei der möglichen Perspektiven einer Sache, Angelegenheit oder eines Problems zu betrachten, verfügt er bereits über einen erweiterten Blickwinkel und kann sich ein umfangreicheres Bild machen, als ohne Perspektivwechsel.
Ab 2013 verbinden sich dann Collage – Streifen – und Malerei, indem das Malen – von Streifen – auf zerschnittenen, recycleten Tapeten stattfindet. So wird deutlich, dass Neues immer auf der Grundlage oder unter Hinzuziehung von Vorhandenem, eventuell sogar als Nutzlos empfundenem, hervorgeht.